„Ihre Fähigkeit, öffentlich unter Druck zu stehen, hängt davon ab, wie gut Sie die Presse verstehen.“
Wenn etwas schiefgeht, erwarten die Menschen eine Antwort. Und zwar schnell.
Ob Sie wollen oder nicht: Die Medien sind Ihr Megafon.
Was Sie öffentlich sagen, beeinflusst das Vertrauen der Investor:innen.
Es kann regulatorischen Druck auslösen.
Es kann vor Gericht landen.
Wenn Sie verstehen, wie die Medien ticken, hören Sie auf, sie als Gegner zu sehen.
Sie bereiten sich vor – so wie sie.
Hier sind vier zentrale Regeln, um wie ein:e Journalist:in zu denken:
1. Klar sprechen, ohne Munition zu liefern
In einer Krise zählt jedes Wort. Ein einziger emotionaler Satz kann die ganze Story übernehmen — egal, wie viele vernünftige Aussagen Sie gemacht haben.
Fokussieren Sie sich auf einen Punkt. Sprechen Sie langsam und kontrolliert. Sagen Sie nicht mehr, als nötig – je mehr Sie reden, desto mehr kann gegen Sie verwendet werden.
2. Verstehen, was die Medien wirklich wollen (Die Falle)
Journalist:innen sind weder Ihre Feinde noch Ihre PR-Abteilung. Sie suchen etwas, das für das Publikum verständlich, zitierbar und reaktionsfähig ist.
Wenn Ihre Botschaft unklar ist, suchen sie sich denjenigen Satz heraus, der „nach Story klingt“.
Dann gilt: Nur einmal klar sprechen – und aufhören.
3. Übernehmen Sie Ihre Botschaft – lassen Sie sie nicht extern schreiben
Die größte Falle? PR, Legal oder Unternehmenskommunikation schreiben lassen – und dann erwarten, Sie klingen echt und souverän.
Ich interviewe CEO für den ersten Entwurf. Wir gehen gemeinsam Satz für Satz durch, streichen alles Überkomplizierte, Defensives oder Unechte.
Jede Aussage muss drei Kriterien erfüllen:
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Ist sie wahr?
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Ist sie klar?
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Würden Sie sie auf Kamera ohne Nervosität sagen?
Wenn nicht – raus damit.
4. Im Krisenmoment notfalls gelernt ist zu spät
Ich verstehe das: Meistens fühlt sich alles unter Kontrolle an. Sie haben ein Team, Sie haben Legal – Sie denken: „Wenn was passiert, kümmern wir uns darum.“
Bis etwas wirklich passiert.
Dann hören Sie Sätze wie:
„Warten wir noch mit einer Antwort?“
„Posten wir lieber etwas Sicheres?“
„Die Kommunikation hat das doch schon im Griff, oder?“
In diesem Moment ist es kein Training mehr – es ist Krisenmanagement. Und Ihre Stimme hört man auf Unsicherheit.
Wenn Sie an ruhigen Tagen nicht klar sprechen können, gelingt es Ihnen an anspruchsvollen Tagen erst recht nicht. Darum üben wir, bevor der Ernstfall eintritt.
Wie Sie kommunizieren, ist, wie Sie führen.
In einer Krise hört man nicht nur Ihre Worte – man liest Ihre Haltung: Tonfall, Tempo, Pausen.
Ihr Auftritt bestimmt, wie Ihr Team handelt und wie das Publikum Sie bewertet.
Genau deshalb müssen CEOs wie Journalist:innen denken.
Nicht um zu beeindrucken – sondern um zu führen.
Denn klar sprechen ist klar führen.
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PS: Wir bereiten die nächste Ausgabe vor. Was möchten Sie als Thema?
A) Politischer Druck hinter der Ablösung von Anne‑Sophie Lapix in Frankreich
B) „Was passiert, wenn Milliardäre Medien aufkaufen?“ – SZ-Feature
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